Größter Komet verliert stündlich die Masse der Sonne.
Es ist der gewaltigste Feuerball, der je am Himmel entdeckt wurde. Der
kometenartige Gasklumpen ist milliardenfach schwerer als die Sonne und rast
mit einer Geschwindigkeit von 750 Kilometern pro Sekunde durch einen fernen
Galaxienhaufen.
Mit einem Durchmesser von ungefähr drei Millionen Lichtjahren ist der
Gasball fünf Milliarden Mal größer als unser Sonnensystem und damit das
größte bislang bekannte Objekt seiner Art. Bestehend aus heißem Gas, rast er
durch den fernen Galaxienhaufen Abell 3266.
Entdeckt haben den Rekord-Feuerball Dr. Alexis Finoguenov und Dr. Ulrich
Briel. Die Forscher, die am Max-Planck-Institut für extraterrestrische
Physik in Garching bei München arbeiten, hatten gemeinsam mit Kollegen
Röntgenaufnahmen des europäischen Weltraumteleskops "XMM-Newton"
ausgewertet. Die Beobachtung war Teil des garantierten
Beobachtungskontingentes des MPE.
Größter Feuerball: Die Röntgenaufnahme zeigt
unten rechts den kometenähnlichen Ball, schräg nach links-oben
erstreckt sich sein Schweif. Allerdings schrumpft der Riesenball von
Stunde zu Stunde: Die umgebenden Galaxien ziehen ständig Materie
aus seinem Kern ab, die dann sowohl den Schweif des Gaskometen bildet
als auch zum Baumaterial für neue Sterne wird. Stündlich geht
dabei so viel Masse verloren, wie in der gesamten Sonne steckt.
Bild: ESA/XMM-Newton/Finoguenov et al.
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Der Gasball hat sich vermutlich vor etwa zwei Milliarden Jahren bei der
Kollision eines großen Galaxienhaufens mit einem kleineren gebildet,
schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Astrophysical Journal"
(Bd. 642, S. 790). Dabei spaltete sich ein Teil vom kleineren
Kollisionspartner ab, die durch das Zwischengalaxiengas des Abell 3266
abgebremst wird.
Momentan befindet sich der Gasball in der Nähe des Zentrums des Haufens, der
mehrere hundert Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist und mit
seinen vielen hundert Galaxien zu den massereichsten Galaxienhaufen des
südlichen Himmels gehört.
Obwohl er selbst schon nach irdischen Maßstäben unglaublich heiß ist, hebt
sich der Gasball auf den Röntgenbildern von "XMM-Newton" als kühle, dichte
Struktur vom umgebenden wesentlich heißeren Gas des Galaxienhaufens ab. Aus
diesem Grund konnten die Forscher auch die Schweifbildung sehr gut
beobachten: Das Gas wird buchstäblich vom Kern abgestreift und sammelt sich
hinter ihm.
Finoguenov und Briel schätzen, dass der Feuerball auf diese Weise jede
Stunde eine Materiemenge verliert, die der Masse der Sonne entspricht. "Das
ist wohl wie die Lieferung eines massiven Blocks Baumaterials für die größte
Ansammlung von Galaxien, die uns bekannt ist", sagte Finoguenov.
"In Abell 3266 sehen wir Strukturbildung in Aktion", sagte Briel " während
der Gasball durch die Galaxien-Ansammlung rast, wird er vom Galaxienhaufen
kannibalisiert, welches am Ende zur Vergrösserung des Galaxienhaufens Abell
3266 führen wird."
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